Kreatives Arbeiten – egal ob in den Bereichen Musik, Design, Schreiben oder Malen – ist ein unbedingtes Bedürfnis. Wer es verspürt, kann ohne das ständige Stillen dieses Verlangens nicht mehr leben.

Michael Kaspar ist Diplom-Designer und Künstler, und lebt seit 1989 in Hessen. Er arbeitet in Ginsheim-Gustavsburg.

Geboren wurde er 1966 in Erfurt. Seine Kindheit verbrachte er noch zu DDR-Zeiten in Leipzig. Mit dem Zeichnen begann er schon sehr früh. Er malte alle Erlebnisse in ein Tagebuch, das nur aus Bildern bestand.

Ersten Zeichen­unterricht bekam er in einer Gruppe um die Leipziger Künstlerin Frau Neumann-Gast. Mit acht Jahren begann er eigene Comics zu entwerfen, da er schon früh perspektivisch zeichnete und die Darstellung menschlicher Pro­por­tionen beherrschte. Im schulischen Kunst­unterricht half ihm das allerdings wenig. Kunstgeschichte, Kunst und Kreativität hatten in der DDR keinen hohen Stellenwert, und so war der Lehrstoff hauptsächlich geprägt vom Nachahmen vorgegebenen Stereo­typen. Das bot wenig Heraus­forderungen und die freiere Interpretation vorgegebener Themen bescherte Michael Kaspar regelmäßig schlechtere Noten. Das änderte sich erst mit einer neuen Kunstlehrerin, die einen professionellen, fachlichen Hintergrund mitbrachte. Diese unterstütze ihn auch in der Bewerbung zum Vorstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst.

Die Hochschule in Leipzig suchte jedes Jahr talentierte Schüler. Aus ca. achtzig Mädchen und Jungen wurden zwanzig ausgewählt und durften nach dem Schulunterricht neun Stunden pro Woche Akt­zeichnen, grafische Darstellung und Typo­grafie an der Hoch­schule erlernen. Ziel war es, die Kinder technisch fit zu machen, damit sie mit hohem Niveau ins spätere Studium einsteigen konnten. Das Credo des Vor­studiums war, wieder gerade biegen, was die Kunst­erziehung der DDR verbogen hatte. Um im Vorstudim an der Leipziger Hochschule ange­nommen zu werden, musste man einen Eignungstest bestehen. Das damalige Thema lautete »Zoo«. Doch mit dem Malen von Tieren hatte sich Michael Kaspar bisher wenig beschäftigt. Er »behalf« sich mit der Darstellung des Eingangsbereiches – ohne ein Tier zu malen – und wurde angenommen. 

Illustrationen von 1980 von Michael Kaspar (14. Jahre)

Illustrationen von Michael Kaspar im Alter von 14 Jahren zu »Die geheimnisvolle Insel« (Jules Verne) im Rahmen des Vorstudiums an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig 1980.

Die in der DDR einzig erlaubte Kunstrichtung »Sozialistischer Realismus« hatte den Wunsch, Malerei zu studieren, schnell erstickt. Die Richtung Grafik und Buchgestaltung schien mehr Freiheiten zu versprechen. Zu einem Studium in der DDR sollte es aber nie kommen. Eine wichtige Voraussetzung, um in der DDR überhaupt studieren zu können, war die Absolvierung der Armeezeit. Während der Musterung zum Grundwehrdienst in der NVA versuchten die Verantwortlichen, seinen Studienwunsch als Druckmittel zu benutzen. Nur, wenn er sich als Offizier zu einer längeren Dienstzeit verpflichten würde, könne er garantiert im Anschluss an die Armeezeit sein Studium beginnen. Wenn nicht, würde er erst im höheren Alter zur NVA eingezogen, wenn er »Familie und Kinder hätte und nicht mehr studieren wolle«. In der Armee einer Diktatur als Offizier zu dienen, das aber war für ihn unvorstellbar. Er lehnte das Angebot ab.

Die Verantwortlichen in der Armee machten ihre Drohung wahr und verzögerten die Einberufung. Statt eines Studiums absolvierte Michael Kaspar die Ausbildung zum Offsetdrucker, die eine gewisse Nähe zur grafischen Gestaltung aufwies. Ein paar Jahre arbeitet er in diesem Beruf, danach wechselte er als Hersteller zum Fachbuchverlag Leipzig.

Musik

In den folgenden Jahren begann er, in einer Rockband zu spielen. Als Komponist, Gitarrist und Sänger spielte er ausschließlich Eigenkompositionen und war damit Teil der Leipziger unabhängigen Musikszene. 1988 wurde er während eines Auftrittes in Berlin von einer professionellen Ostberliner Rockband entdeckt und stieg dort hauptberuflich als Sänger ein. Im Sommer 1989 ergriff er die Chance und verließ die DDR noch vor dem Mauerfall illegal über Ungarn.  

Studium

In Westdeutschland angekommen, arbeitet er zunächst wieder als Offsetdrucker. Später studierte er von 1995 bis 2001 Kommunikations­design an der Fachhochschule Wiesbaden. Das praxisorientierte Studium enthielt neben den klassischen berufsorientierten Vorlesungen auch Disziplinen wie Kunstgeschichte, Aktzeichen, Abstraktion, Farbenlehre und Kunstprojekte. 2001 beendete er das Studium als Diplom-Designer (fh).

Design

Er arbeitete als Art Director in verschiedenen Agenturen im Rhein-Main-Gebiet. Bei KAISER & MOHR gestaltete er u.a. CD-Roms und Websites für Markenkunden. Für LEO BURNETT STARSHIP arbeitete er ausschließlich im Onlinebereich und entwarf für deren Kunden Websites und Microsites. In seiner Zeit im Ausland arbeitete er als Art Director in Mailand. In der Pitch-Abteilung der Internet-Agentur I.COM war er mit seinen Entwürfen dafür verantwortlich, dass die Agentur Kunden wie Alitalia, Luxottica und Vincenzi für sich gewinnen konnte. Seit 2004 arbeitet Michael Kaspar  als selbständiger Designer in Hessen.

Michael Kaspar

Künstlerische Arbeiten

2014 begann Michael Kaspar mit Malerei auf Leinwand. Seitdem beeinflusst auch die Kunst seine Arbeit als Designer. Er gestaltete das Titelbild der Festschrift zum 130. Jahrestag der Gründung des Vereins katholischer Kaufleute in Leipzig. Die Kontroverse, die die künstlerische Umsetzung des Kreuzes hervorrief, wurde sogar zum Thema der Festrede des Vorsitzenden Waldemar Misch.

 

Cover Festzeitschrift KKV Leipzig

»Vermutlich ist es Ihnen genauso ergangen wie mir, als ich das Titelblatt zum ersten Mal gesehen habe. Was hat es auf sich, dieses uns vertraute Kreuzbild in vielen kleinen Einzelteilen zerlegt? Geholfen hat mir ein Blick auf das Papstwort, das wir als Motto für unser Jubiläum ausgesucht haben. Es steht oben links auf der Titelseite: Wer glaubt ist nie allein. Eine Erfahrung, die wir nach 130 Jahren KKV in Leipzig nur bestätigen können. Und das nach Jahrzehnten des Verbots in Nazi- und SED-Diktatur. So erinnern wir uns, wenn wir die vielen kleinen bunten Pixel sehen, an das, was geschrieben steht: Christus in uns – und wir in Christus […]. Jeder von uns kann sich ein kleines Pixel suchen, wo er auch zu stehen vermag – auf den hellen oder auf den dunklen Stellen – ganz in Christus oder vielleicht gerade einmal weit weg von ihm. Anfangs hatte ich mich geärgert über das kleine Kreuzschiff-Logo unten am Schaft des Kreuzes. Hat es doch nicht unsere Farben – und dann ist es noch so klein!

Anfangs hatte ich mich geärgert über das kleine Kreuzschiff-Logo unten am Schaft des Kreuzes. Hat es doch nicht unsere Farben – und dann ist es noch so klein!

Jetzt weiß ich, dass wir als KKV uns in das Kreuz einbinden, nicht abseits stehen, ja, dass wir sogar ganz unten stehen und vielleicht die ganze Last des Kreuzes mittragen. Ich weiß nicht, ob das die Gedankenwelt auch des Grafikers war, der dieses Titelblatt und vieles andere in diesem Heft gestaltet hat. Mir hat seine Sicht die Augen geöffnet, wie eng unser KKV-OG mit dem Christusbild in unserer Kirche verbunden ist.«

Waldemar Misch, 2014

DAGOR von Michael Kaspar

Seine Leidenschaft für das Reisen – besonders nach Italien – verknüpfte er stets damit, sich die Arbeiten berühmter Künstler in natura anzuschauen. Ihn begeisterte Turner in London, Botticelli, Michelangelo, Da Vinci in Rom, Florenz und Mailand oder Kandinsky in Wiesbaden.

2014 begann Michael Kaspar mit seinem ersten Ölgemälde. Die abstrakten Arbeiten entstehen in aufwendiger Mehrschicht-Technik auf Leinen oder Cotton. Viele der Unikate bieten dem Betrachter eine Fülle an Einzelheiten. Michael Kaspar beschreibt seine Werke als eine ästhetische Gesamtkonzeption. Jede gestalterische Einzelheit ist immer Teil einer großen Komposition. Die Werke sind eine spannende Auseinandersetzung mit Gegensätzen und ein »stetiger Kampf« um Raum, um Gewichtung der Farbe, ein Ringen mit Line und Fläche und ein Spiel zwischen Ruhe und Geschwindigkeit.

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